Betreuungsphasen
"Aller Anfang ist schwer"
Diese Weisheit trifft
auch auf den Beginn eines neuen Betreuungsverhältnisses außer Haus zu.
Wichtig für eine behutsame Eingewöhnung und einen guten Start in das
Betreuungsverhältnis ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Deshalb
muss ein ausreichend informatives Gespräch mit uns als
Tagespflegepersonen stattfinden, um die Gewohnheiten und
Bedürfnisse des Kindes kennen zu lernen und individuell darauf eingehen
zu können.
Hierbei
gilt: Die Chemie zwischen uns als Tagespflegepersonen und den Eltern
muss stimmen! Die Betreuung des Kindes funktioniert nur, wenn die
Eltern Vertrauen in unsere Arbeit haben.
Wir legen großen Wert auf
Abschieds- und Wiedersehensrituale bei einer guten Eingewöhnung. Das
Kind muss wissen, dass es immer wieder von den Eltern abgeholt wird und
darf nicht das Gefühl haben "abgeschoben" zu werden. Nur so kann es
beruhigt bei den "Kleinen Murmeln" bleiben. Kein Elternteil darf sich
"heimlich" davonschleichen ohne sich bewusst von dem Kind zu
verabschieden. Die Eltern müssen trotz alledem lernen "loszulassen",
auch wenn es schwer fällt das Kind alleine in der Tagespflegestelle zu
lassen. Die Angst der Eltern spürt das Kind und würde eine positive
Eingewöhnung behindern. Ein Schmusetier oder ein Schnuffeltuch
erleichtern dem Kind oft das "Getrennt sein" von den Eltern.
Das
Kind sollte immer pünktlich bei der Tagespflegestelle von den Eltern
abgeholt werden. Hiermit signalisieren die Eltern dem Kind Vertrauen.
In der Eingewöhnungszeit sollten die Eltern besonders darauf achten,
das "Zu Hause alles beim Alten" bleibt, damit das Kind spürt, dass sein
gewohntes Leben weiter geht. Es bekommt in der Tagespflege viele neue
Eindrücke vermittelt, die es erstmal verarbeiten muss.
In der Eingewöhnung gibt es eine Anfangsphase, eine Stabilisierungsphase und eine Schlussphase.
Anfangsphase
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
(afrikanisches Sprichwort)
Das Kind soll langsam und geduldig in die Tagespflegestelle integriert werden und muss lernen etwas Fremdes zu Vertrautem zu machen und Neugier über die eigene Angst siegen zu lassen. Die Besuche bei den "Kleinen Murmeln" dürfen in der ersten Zeit nur in Anwesenheit einer familiären Bezugsperson des Kindes stattfinden, nur so kann das Kind das unbekannte Umfeld und die Personen (Tagespflegepersonen und andere Tageskinder) die dazu gehören, Stück für Stück kennenlernen. Wir passen uns bei der Eingewöhnung an die neue Umgebung und der Betreuungsperson ganz dem Tempo des Kindes an, denn nur so wird eine Bindung und Beziehung aufgebaut. Die Eingewöhnungsphase ist ein fester und wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir haben die Aufgabe das Kind bei den kleinen Murmeln einzuführen und damit uns selbst als geeignete Alternative zur familiären Bezugsperson unter Beweis zu stellen. Die Eltern, die das Kind begleiten, haben die Aufgabe, sich immer mehr aus dem Geschehen zurückzuziehen, bis die Tagespflegepersonen alleine mit dem Kind klar kommen.
Stabilisierungsphase
In dieser Zeit soll das Kind in der Tagespflegestelle mit kurzen Abschnitten elterlicher Abwesenheit alleine bleiben. Die Eltern sollen jedoch im Krisenfall sofort wieder beim Kind sein können. Die Tagespflegepersonen übernehmen in der Zeit die komplette Versorgung des Kindes, sind Ansprechpartner, bieten sich als neue Spielpartner an und integrieren das Kind im Spiel mit anderen Tageskindern.
Schlussphase
Wenn die Chemie zwischen dem Kind und der
Tagespflegeperson stimmt und das Kind sich wohl und sicher in
ihrer Nähe fühlt, sind die Eltern nicht mehr präsent, müssen aber
im Notfall jederzeit erreichbar sein. Die Betreuung sollte, wenn
möglich, in der ersten Zeit nicht Vollzeit sondern nur Halbtags
erfolgen. Eine stabile Beziehung braucht Zeit.
Abschied aus der Tagespflege
Irgendwann kommt der Zeitpunkt bei den "Kleinen
Murmeln", wo es heißt Abschied zu nehmen. (wegen Kindergartenbesuch,
Umzug etc.) Für das Kind geht damit ein Lebensabschnitt zu Ende.
Besonders
Kinder leiden unter dem Verlust von Bezugspersonen. Deshalb ist es sehr
wichtig, die Entwöhnungsphase langsam zu gestalten. Wir gestalten die
Entwöhnungsphase ganz behutsam um das Abschiednehmen stufenweise zu
erzielen. Längere Ferien, in denen das Kind nicht in die
Tagespflegestelle kommt, sind dafür bestens geeignet. Zum Abschied
feiern wir mit den Kindern und sämtlichen Freunden aus dem
liebgewonnenen und kennengelernten Umfeld eine große Abschiedsparty.
Das Highlight der Abschiedsparty ist für die Kinder unser sogenanntes
Räuberessen (Fingerfood).
Zum Abschied bekommt das Kind von uns
eine selbstgebastelte Kindergartentüte, die mit weiteren Geschenken
gefüllt ist, z.B. ein Fotobuch, was an die schöne, gemeinsam erlebte
Zeit in der Tagespflege erinnert, eine Kindergartentasche, einen
Mutstein und dazu die gesammelten Bilderwerke in einer extra dafür
angelegten Bildermappe. Selbstverständlich steht den Kindern nach dem
Abschied unsere Türe jederzeit für Besuche offen. Über Post,
selbstgemalte Bilder aus dem Kindergarten, oder einem aktuellem Foto
des Kindes freuen wir uns auch nach Beendigung des
Betreuungsverhältnisses. Denn für uns als Tagespflegepersonen ist der
Abschied von einem Tageskind ebenfalls nicht leicht.
Nach einer guten Vorbereitungszeit freuen wir uns gemeinsam mit und für das Kind auf einen neuen Lebensabschnitt.